Hola Fred,
na dann wollen wir mal.
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Beinahe ist das Ganze als Desinformation und Ablenkung zu werten, stellt sich nur die Frage von WAS.
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Spannede Hypothese... du glaubst, es könnte sein, dass WikiLeaks von der Mafia gesponsert wird? Oder von Berlusconi? Oder einem der mordenden Afrikanischen Diktatoren? Oder von Neonazis? Von einem Überbösewicht also, der WL mit leichtem Gossip vorschickt, um von seinen eigenen Greueltaten abzulenken? Du stellst Lieberman wirklich noch in den Schatten, Fred.
Hingegen kann ich gut nachvollziehen, dass es Menschen gibt, denen die bereits genannte Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit über alles geht, selbst wenn sie dafür ihre persönliche Freiheit aufgeben müssen.
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Man kann es auch kürzer sagen: Was soll da schon drinstehen, wenn 2,5 Millionen Typen auf diese Daten zugreifen können?
Antwort: Nur Desinformation, Belanglosigkeiten und Schei*dre*k
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Es geht hier (bitte!) nicht darum, OB die veröffentlichten Daten spannend genug und allesamt gehaltvoll sind... sondern DASS sie veröffentlicht werden durften / dürfen.
[...] enthält kein tiefgreifendes Material aus Spionagekreisen (HUMINT) und der Fernmeldeaufklärung (SIGINT), sondern hauptsächlich Peinlichkeiten die eigentlich niemanden überraschen sollten, schon gar keine fremde Regierung.
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Neben Klatsch & Tratsch (den man übrigens nicht lesen MUSS), gibt es sehr wohl hochbrisante Dokumente (kommt gleich).
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In frei verkäuflichen Büchern, die manchmal auch in großen internationalen Verlagen erschienen sind, werden seit vielen vielen Jahren tatsächlich explosive Informationen und Analysen veröffentlicht, [...]
Werden in diesen Büchern nicht eher
Interpretationen über ungeheuerliche Vorgänge veröffentlicht? WikiLeaks will einzig und allein authentische Dokumente zur Verfügung stellen – that’s it. Was daraus dann vor allem von den Medien und betroffenen Personen gemacht wird, ist eine ganz andere Baustelle.
[...] gegen die die Wikileaks-Informationen einfach nur belanglos wirken.
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Ich zitiere aus dem aktuellen SPIEGEL:
Die Botschaftsdepeschen
US-Regierung beeinflusste Besetzung des WeltklimaratsDas State Department wollte 2008 offenbar aktiv Einfluss auf die Zusammensetzung des Weltklimarats nehmen. In einer Depesche, die dem SPIEGEL vorliegt, versuchte die damalige US-Außenministerin Rice zu verhindern, dass ein iranischer Wissenschaftler Leiter einer Arbeitsgruppe wird.
Hamburg - Sehr direkt hat die US-Regierung offenbar versucht zu beeinflussen, von welchen Wissenschaftlern die Arbeitsgruppen des Weltklimarats IPCC geleitet werden. Aus einer von der damaligen Außenministerin Condoleezza Rice unterschriebenen Depesche vom 2. September 2008 geht hervor, dass die Regierung unbedingt verhindern wollte, dass Mustafa Dschaafari, ein Waldexperte aus Iran, in den Vorsitz einer der Arbeitsgruppen gewählt wurde. [...]Völlig egal, ob diese Depesche nun von WikiLeaks oder vom Spiegel "entwendet" wurde – genau diese Art von weltherrschaftlicher Machtdemonstration mit dreckigen Mitteln ist es, die an die Öffentlichkeit gebracht werden muss. Die Welt soll verstehen lernen, dass auch westliche Saubermänner korrumpieren, belügen, manipulieren, veruntreuen, missbrauchen, was das Zeug hält. Belanglos?
[...]
Das Problem ist nicht der Mangel an Daten, sondern die Dominanz der Massenmedien.
[...]
Keine Ahnung, was genau du damit meinst. Wenn du damit sagen wolltest, dass sich Medien vielfach von der Politik oder Wirtschaft kaufen lassen – d’accord. Aber das sind nicht alle. Ich zitiere nochmal aus dem aktuellen SPIEGEL:
"Die umfassende Berichterstattung zu den Geheimdepeschen finden Sie ab diesem Montag im SPIEGEL"Na also! Das ist in meinen Augen die nun dringend anstehende Aufgabe der führenden Medien: die Unmenge an Dokumenten zu sichten und die jeweils dahinter liegende Absicht zu hinterfragen. Selbst wenn nur 1% der Dokumente Relevanz haben sollte, dann rappelt es noch ordentlich im weltpolitischen Karton, in den nächsten Jahren.
[...] Hätten die Bürger weltweit einen halbwegs repräsentativen Überblick darüber, auf welche Weise Bedrohungen künstlich geschaffen werden um Eroberungsfeldzüge und schmutzige Taktiken zu rechtfertigen, könnte die Welt wirklich eine Transformation zum Besseren erleben. [...]
Überblick
auch darüber – okay. Aber mir ist der allumfassende Überblick über sämtliche Praktiken eines Staates bzw. dessen Funktionären wichtig, die zeigen sollen, mit welchen mehr oder weniger subtil geplanten Mitteln versucht wird, Einfluss zu nehmen.
[...]
Was sehen wir stattdessen von Wikileaks und den “Partnern” aus den Massenmedien?
Dem Leser wird suggeriert, er werde eingeweiht in Geheimnisse, er stünde nun was den Wissensstand anbetrifft auf einer Ebene mit Botschaftern und anderem Personal mit einer “Security Clearance”, einer Zugangsberechtigung für vertrauliche und geheime Akten.
Mit diesem James Bond-Flair, durch diese Brille betrachtet der Leser dann im SPIEGEL oder der New York Times Weltereignisse und fühlt sich eingeweiht, als würde er mitbestimmen, [...]
Der Leser der Depeschen und/oder ihrer Interpretation durch die Medien darf sich zu Recht informierter fühlen, als der wegkuckende Nichtleser - denkst du nicht auch?
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Mehr und mehr macht sich unter völlig gewöhnlichen Leuten die arrogante Einstellung breit, all die Kriege und die Folter und die illegalen Operationen seien notwendig um unseren Way of Life zu sichern.
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Wir müssen nicht darüber streiten, dass die Mehrheit unserer Bevölkerung BILD- statt SPIEGEL-geprägt durchs Leben schlappst.
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Dass der durchschnittliche SPIEGEL-Leser mit Volkswagen in der Garage von den Internationalisten systematisch ausgeplündert wird, erfährt man dann doch nicht im Hamburger Blatt.
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??? Verstehe ich nicht, inhaltlich.
[...] Tempelritter, Freimaurer und Illuminati. [...] Neuen Weltordnung, [...] gestrengen Klasse von Erleuchteten.
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??? Jetzt machst
du aber einen auf Sean Connery
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Die letztendliche Absicht die Wikileaks von ihren Unterstützern unterstellt wird ist die Verbreitung von denjenigen Informationen, welche zentrale illegale Handlungen von Regierungen enthüllen, die Verantwortlichen in möglichst große Schwierigkeiten bringen und illegale Kriege möglichst unwahrscheinlich machen.
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Änderungsvorschlag: Intention von WikiLeaks ist das Finden, Prüfen und Veröffentlichen von Dokumenten, die betrügerische Handlungen von Personen des öffentlichen Lebens, insb. der Politik und Wirtschaft/Finanzwelt, darlegen mit dem Ziel, der Bevölkerung eine Gegenplattform zu bieten, auf der sie sich informieren kann.
Denn wir sind uns ja wohl in diesem Punkt einig: während Politik und Wirtschaft über gewaltige (Steuer-)Gelder verfügen, um ihre Sicht der Dinge zu kommunizieren, fehlte bisher eine Plattform, die laut genug war, um für breite Gegeninformation resp. Klarstellung sorgen zu können. Das hat sich durch WikiLeaks nun geändert, wofür ihnen Millionen Menschen unendlich dankbar sind. Und meinetwegen können ähnliche Plattformen wie Pilze aus dem Boden schießen... damit klar wird, dass jedweder Dreck Gefahr läuft, irgendwann das Licht der Welt zu erblicken.
[...]
Wie ist die Bilanz nach mehreren Monaten an Hype? [...]
Sind für dich Bewegungen wie Stuttgart21, Anti-Atomkraftdemonstrationen, Sarrazins Muslimen-Kickoff etc. auch alles nur "Hypes"? Alles nur Massen-Selbstinszenierungen? Du machst es dir ganz schön einfach, Burschi.
In der Bevölkerung gärt es gewaltig, das ist der springende Punkt. Man hat es satt, sich von vorne bis hinten belügen, manipulieren und ausnehmen zu lassen und geht nun verstärkt in die Gegenoffensive, begleitet von den Medien.
[...] Beim ersten Teilziel ist man grandios gescheitert da die veröffentlichten Afghanistan- und Irak-Berichte [...] Operation Iraqi Freedom, [...] George W. Bush, Dick Cheney und Donald Rumsfeld, [...] sondern auch hier ist der gegenteilige Effekt eingetreten.
[...]
Nochmal: ich maße mir nicht an, sämtliche veröffentlichten Informationen verstehen (geschweige denn lesen) und richtig interpretieren zu können. Deshalb will ich hier auch nicht inhaltlich diskutieren, sondern nur diesen einen Punkt stressen: es muss – auch in Zukunft – möglich und rechtens sein, dass jedwede Art von authentischer Information zugänglich gemacht wird.
Und nicht von denen unterbunden werden kann, die sie betreffen. Ende der Durchsage. Das gilt im Übrigen für alle, also sowohl Gleich- als auch Andersdenkende.
In diesem Zusammenhang eine für mich wichtige Frage: warum jagen nun Horden von amerikanischen Funktionsträgern einen einzigen Menschen, statt diese Manpower zu nutzen, um substanzhaltige Gegendarstellungen zu erarbeiten? Das wäre gelebte Demokratie. Aber es ist ja so viel einfacher, zur Treibjagd auf den Verursacher zu blasen.
Am traurigsten stimmt mich bei alldem, dass das unter Obama passiert. Von Sarah Palin- oder George Bush-Land hätte ich mir nichts anderes erwartet. Welcome to democracy now!
[...] Julian Assange und seine dünner werdende Unterstützergemeinde feiern dennoch einen grandiosen Sieg. [...]
Hier irrst du gewaltig, was das "dünner werden" angeht. Oder meintest du mit "Unterstützergemeinde" etwa Amazon, PayPal etc.? Das sind keine Unterstützer, das sind Konzerne mit mehr oder weniger seriösen wirtschaftlichen Interessen, die sich nun auf die Seite der Mächtigen geschlagen haben. Wikileaks hingegen erfährt enorme Unterstützung von Menschen ohne kommerzielle Eigeninteressen, denen es um die bereits erwähnte 3er-FREIHEIT geht.
Das ist zwar noch nicht die Masse der Bevölkerung, die erstmal durchholen muss, was WikiLeaks überhaupt ist und wirklich macht, und die lieber Dieter Bohlen zukuckt, als englischsprachige Dokumente zu sichten. Aber das wird schon noch – spätestens dann, wenn die angekündigten Enthüllungen über die Machenschaften der Bankster kommen. Dann geht es um die eigene Nase, und das bringt dann auch Emma Puvogel auf die Barrikaden.
Das wird im Übrigen aus meiner Sicht der nächste, logische Schritt sein: es werden sich Plattformen bilden, die sich um rein deutsche, also nationale Angelegenheiten kümmern. Themen gibt es mehr als genug. Und genau hier liegt auch die Panik unserer Politiker begründet: Was, wenn es nicht mehr darum geht, wie doof Westerwelle aus der Sicht der USA ist, sondern darum, dass es illegale Absprachen zwischen Herrn Rösler und der Pharmaindustrie gab, mit dem Ziel, die Bevölkerungsmeute zu beruhigen, indem man die Preise für Arzneimittel deckelt – aber im Gegenzug der Pharmaindustrie versprochen hat, Reimporte und Internet-Versandapotheken zu verbieten, damit die Zeche der Verbraucher zahlt, und nicht die arme Industrie. Solche und ähnliche Themen gibt es en masse, und unsere Politiker werden alles daran setzen, damit das unveröffentlicht bleibt. Willst du so etwas allen Ernstes unterstützen? Ich definitiv nicht!
Wow, das nenne ich Timing - gerade eben reingekommen und höchst passend:
Amazon contra WikiLeaks - Washingtons Helfer verspielen VertrauenUnd nicht etwa von der TAZ, sondern der ehrenwerten Financial Times. Amazon, you lost!
Nun noch: die Person Assange. Zu deinen Attacken auf ihn persönlich will ich nicht Stellung beziehen. Mag sein, dass er ein eitler Macho oder selbstherrlicher Blödmann ist. Kann ich nicht beurteilen. Er hat im Interview klar gemacht, warum es wichtig war, sich als Person an die Spitze zu stellen. Nicht aus Publicitygründen, sondern weil am Ende des Tages genau einer (1) die Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen muss, die enorme persönliche Konsequenzen haben können. Wie man jetzt sieht.
Fred, da ich deine Hartnäckigkeit kenne (und schätze), und das hier vielleicht noch weiter diskutiert werden soll, folgende Bitte: lass uns nicht über inhaltliche Details fetzen, was nur unendlich viel Zeit beanspruchen würde (die ich lieber in konkrete Handlungen pro WL investieren möchte). Sondern lass uns bei dem einen wichtigen Thema bleiben:
Dürfen unsaubere Machenschaften ohne demkoratie- und lebensgefährdende Folgen (ein amerikanischer Politiker hat in einer Rede keinen Zweifel daran gelassen, dass er Assange "eliminiert" sehen möchte)
wie wir sie aus Russland und China kennen, auch weiterhin gesucht und veröffentlicht werden? Und wenn ja, welches sind die daran zu knüpfenden Bedingungen im Sinne eines notwendigen Schutzes der Daten Unbeteiligter oder solcher von Informanten?Greets,
Chris