Fehlerhafte Steuerberechnung bei den Versandkosten

[noRiddle (revilonetz)]

In den anderen Threads die wir bereiits zu dem Thema hatten (bin zu faul zu suchen), hatten wir festgestellt, daß Steuerberater (und sogar Finanzämter) die Sache verschieden sehen. Der Link auf ein Steuerberaterbüro ist also kein Beweis wie es juristisch richtig wäre.
Dazu frage ich mich, wenn es sich denn so verhielte wie ChristianRothe sagt, wie das in der Zusammenfassung genau verständlich darstellbar sein soll.

Gruß,
noRiddle

[ChristianRothe]

Es gilt das Prinzip "Nebenleistungen teilen umsatzsteuerrechtlich das Schicksal der Hauptleistung". Einfach nach diesem Satz googlen. Man wird ihn in Gerichtsurteilen und in Umsatzsteueranwendungserlassen des Bundesfinanzministeriums finden.

Man stelle sich einen 99€-Warenkorb vor, der komplett aus Artikeln mit 7% MwSt besteht. Dafür kann ich dann die Versandkosten mit 7% MwSt. abrechnen. Warum soll nun für die kompletten Versandkosten plötzlich 19% MwSt. gelten, bloß weil ich einen einzigen 19%-Artikel für 1 € zum Warenkorb hinzufüge? Da wäre dann nämlich das eingangs genannte Prinzip verletzt.

Es ist schon so, dass die weiter oben verlinkte Darstellung des Steuerbüros zutreffend ist. Denn nur mit dem darin skizzierten Prinzip der Aufteilung wird die Regel "Nebenleistungen teilen umsatzsteuerrechtlich das Schicksal der Hauptleistung" tatsächlich erfüllt.

[Viol]

Über den Satz "Nebenleistungen teilen umsatzsteuerrechtlich das Schicksal der Hauptleistung" findet man in der Tat viel. Zu den Käufen von Artikeln mit verschiedenen Steuersätzen und deren prozentuale Aufteilung auch bei den Versandkosten allerdings wenig, Gerichtsurteile und Umsatzsteuererlasse zumindest habe ich keine gefunden.

[noRiddle (revilonetz)]

Nehmen wir an es verhielte sich so wie ChristianRothe sagt, bleibt die Frage

[...]
[...]wie das in der Zusammenfassung genau verständlich darstellbar sein soll.
[...]

Nehmen wir an wir haben im WK
einen Artikel für 100,- EUR mit 7% MwSt.
und
einen für 29,99 EUR mit 19% MwSt.
und
die Versandkosten betragen netto 5,80 EUR.

Wieviel Prozent macht der teurere Artikel von der Zwischensmme aus:
100               100 x 100
--------------- = ----------  = 76,93 (%)
129,99/100        129,99

anteilige Versandkosten:
5,80/100 * 76,93 = 4,46 | * 1,07 = 4,77 | MwSt = 0,31
5,80/100 * 23,07 = 1,34 | * 1,19 = 1,59 | MwSt = 0,25

MwSt. der Artikel:
MwSt. für 7% Artikel  = 6,54
MwSt. für 19% Artikel = 4,79

Zusammenfassung:
Zwischensumme:  129,99 EUR
Versandkosten:    6,36 EUR
inkl. Mwst. 7%:   6,85 EUR
inkl. MwSt. 19%:  5,04 EUR
Summe:          136,35 EUR

Eine solche Zusammenfassung ist schwer nachvollziehbar.

Das wäre sie evtl. eher, wenn bei den Artikeln selbst eine Spalte mit der MwSt. vorhanden wäre.

Artikel         Anzahl      Mwst.           Summe
-------------------------------------------------
Testartikel 1     1          7%        100,00 EUR
Testartikel 2     1         19%         29,99 EUR
-------------------------------------------------
Zwischensumme:                         129,99 EUR
Versandkosten:                           6,36 EUR
inkl. Mwst. 7%:                          6,85 EUR
inkl. MwSt. 19%:                         5,04 EUR
Summe:                                 136,35 EUR


Gruß,
noRiddle

[Karl1]

Der jeweilige Steuersatz des Artikels wird bereits im Warenkorb und im Checkout angegeben.

[ Für Gäste sind keine Dateianhänge sichtbar ] [ Für Gäste sind keine Dateianhänge sichtbar ]

Die Steuer auf Versandkosten werden aber unabhängig davon berechnet.
Aus dem gewählten Versandmodul wird der dort gespeicherte Steuersatz aus der Datenbank gelesen und damit die Versandkostensteuer berechnet.

Es gab hier im Forum ein Beta-Modul für die Ausweisung anteiliger Versandkostensteuer, das wurde aber scheinbar nicht weiterverfolgt.

Gruß Karl

[ChristianRothe]

Eine solche Zusammenfassung ist schwer nachvollziehbar.

Die Zusammenfassung ist tatsächlich nicht sofort verständlich. Nichtsdestotrotz ist sie aber umsatzsteuerrechtlich absolut korrekt und zulässig. Mein Shop wendet diese Rechenweise schon seit über 15 Jahren an. Noch nie nie nie kam deswegen eine Rückfrage eines Bestellers. Deshalb kann ich aus der Praxis heraus sagen: "Et fungsioniert!"

Für jeden, der viel mit 7%-Artikel zu tun hat, ist diese Rechenweise ein Muss. Ansonsten verschenkt man viel Geld ans Finanzamt. Dies können wir uns in unserer Firma bei einem Umsatzanteil der 7%-MwSt.-Artikel von mehr als 80% nicht leisten.

[ChristianRothe]

Hier übrigens noch als Nachtrag die offizielle Quelle vom Bundesfinanzministerium zu unseren Thema. Sie trägt die schöne Überschrift "Verwaltungsregelung zur Anwendung des Umsatzsteuergesetzes -Umsatzsteuer-Anwendungserlass(UStAE)" (BMF v. 01.10.2010 - IV D 3 -S 7015/10/10002 BStBl 2010 I S. 846)

2 Soweit Kosten für Nebenleistungen, z. B. für Beförderung, Verpackung, Versicherung, besonders berechnet werden, sind sie den unterschiedlich besteuerten Hauptleistungen entsprechend zuzuordnen.
3 Die Aufteilung ist nach geeigneten Merkmalen, z. B. nach dem Verhältnis der Werte oder Gewichte, vorzunehmen.

Hier kann es jedermann selbst nachlesen: https://datenbank.nwb.de/Dokument/378813/

[noRiddle (revilonetz)]

"z.B. nach dem Verhältnis der Werte oder Gewichte" ist ein wenig vage.
Das einzige was Sinn macht ist doch der Preis (was die wohl mit "Werte" meinen).

Mit OSS wird es übrigens noch komplexer, denn da haben wir in manchen EU-Ländern bis zu fünf verschiedene Steuersätze.

Gruß,
noRiddle

[ChristianRothe]

Die Verteilung nach Warenwert erscheint mir auch an sinnvollsten. Deshalb habe ich für mich auch so realisiert. Aber letztlich gibt einem der Anwendungserlass die Freiheit, es auch anders zu machen, wenn man seine Vorgehensweise sinnvoll begründen kann. Eigentlich eine gute Sache, dass man als Steuerpflichtiger mit den Finanzbehörden eine andere Lösung als die Verteilung nach dem Warenwert aushandeln könnte, wenn man denn wollte.

Die Verteilung nach Warenwert kann man aber gewiss auf Basis des Anwendungserlasses immer und ohne Rücksprache mit dem eigenen Finanzamt durchführen. Deshalb wäre es m.E. die Vorgehensweise, die man am besten in einem Shopsystem wie dem Modified-Shop realisiert.