Hi zusammen.
Der Text wird ein wenig länger
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Ein paar Dinge vorab- Ich bin selbst Dienstleister, biete akutell jedoch so gut wie keine Dienstleistungen mehr an (bis auf das Shopbewertungsmodul und mal ein paar Kleinigkeiten).
- Meine Aussagen sind allgemein gehalten und beziehen sich nicht auf irgendeinen konkreten Dienstleister.
- Ich selbst habe auch schon genug Dienstleistungen in dem Bereich eingekauft und damit auch Erfahrung in dem von euch angesprochenen Bereichen.
- Das was ich schreibe ist rein subjektiv und spiegelt nur meine Erfahrung und Ansicht wieder.
- Ich füge zu einigen Punkten an, wie ich damit umgehe oder umgegangen bin.
Fangen wir mal mit möglichen Erklärungen an:
Hauptjob / NebentätigkeitNicht selten ist es so, dass die Dienstleister die Tätigkeit als Nebentätigkeit ausführen. Der Hauptjob steht dabei fast immer an erster Stelle. So kann es passieren, dass es im Hauptjob stressiger wird und man dort mehr Zeit aufgewandt werden muss. Somit steht für die Nebentätigkeit nicht die eingeplante Zeit zur Verfügung. Auch die Erreichbarkeit ist bei einer Nebentätigkeit i. d. R. schlechter. Was sich häufig durch schlechte Erreichbarkeit tagsüber zeigt.
=> Aber warum sagen die das dann nicht?
Ganz zu Beginn meiner Nebentätigkeit wollte ich es vermeiden zu sagen, dass ich es als Nebentätigkeit mache. Ich hatte die Sorge, dass ich dann eventuell keine Aufträge bekomme, da die Auftraggeber denken "Der hat eh keine Zeit dafür".
Nach relativ kurzer Zeit war mir das aber egal, denn ich wusste, wenn ich mit offenen Karten spiele weiß jeder gleich woran er ist. Insgesamt war es für mich von Vorteil. Nur das macht eventuell nicht jeder.
Ökonomisches PrinzipHier greif ich mal auf das Maximalprinzip zu. Die verfügbare Ressource (Arbeitskraft) soll für einen höchstmöglichen Gewinnn herhalten.
Wird ein Projekt angenommen und kurz darauf kommt ein Auftrag rein, der weitaus lukrativer ist, kann man schon einmal versuchen, die nicht so interessanten Aufträge zu schieben. Wenn dann das große Projekt doch länger dauert (unten gleich dazu mehr), zieht sich das kleine ebenfalls um so länger hin.
Wenn das große Projekt genug einbringt, nimmt man den Verlust des kleinen Auftrags in Kauf.
Gerade bei komplett Selbstständigen kann ich das nachvollziehen. Es geht es hier ja um alles. Man muss seinen Lebensunterhalt verdienen und sich dadurch manchmal einfach auf das konzentrieren, was den größten Profit bringt.
Zeitliche Fehleinschätzung + unvorhergesehene ProblemeWenn man Aufträge annimmt, die man nicht jeden Tag macht und voll routiniert ist, dann kann man sich ganz leicht verschätzen. Selbst wenn es wie ein Routineauftrag aussieht, kann es Dinge geben, die einfach nicht geplant sind.
Ich habe so etwas schon häufiger erlebt. Ich arbeite an einem Projekt und irgendwas bei der Umsetzung klappt nicht. Dann stecke ich da z. B. 2 Arbeitstage rein und finde den Fehler nicht. Man wird gestresst, genervt und hat irgendwann keine Lust mehr. Also nimmt man kurz Abstand. Macht vielleicht bei einem anderen Projekt weiter. Sitzt da dann 1 Tag dran um sich abzulenken und dort voranzukommen.
Jetzt hat man schon 3 Tage verloren. Wobei das Problem bei dem ersten Projekt immer noch nicht behoben ist. Wenn es gut läuft bekommt man das dann am 3. Tag hin.
Eine Umsetzung die geplant vielleicht 30 Minuten dauert, wird durch ein Problem auf 3 Tage verlängert. Das haut dir alle Zeitpläne durcheinander.
=> konkretes Beispiel für eine Verzögerung
Ich habe eine individuelle Schnittstelle programmiert, die Daten zwischen zwei Servern austauscht. In meiner Testumgebung lief es reibungslos, auf den Test-Server des Auftraggebers gepackt. Dort lief es auch. Auf den Produktivserver kopiert, lief nicht. Keine Fehlermeldung, nix. Verschiedenes getestet, alles durchgegangen. Meine Info an den Auftraggeber: Liegt womöglich an den Servereinstellungen, bitte mit dem Provider abklären, ob die identisch sind. Provider natürlich: Ne, alles gut, Fehler in der Programmierung. Nach einer Woche Hick-Hack kam dann irgendwann "Oh, war wohl eine Einstellung in der Firewall, die hat das blockiert". Glaubt aber nicht, dass der Aufwand oder der Ärger bezahlt wird.
Es gibt aber auch Beispiele, da bin ich selbst Schuld gewesen. Einen blöden Fehler eingebaut und ihn einfach nicht schnell genug gefunden. Sind also nicht immer die anderen Schuld
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Auftragsvergabe an DritteManche Dienstleister arbeiten mit anderen Dienstleistern zusammen oder haben eigene Mitarbeiter. Wenn da irgendwas ins Stocken gerät, dann hat man da wenig Einfluss drauf. Selbst kann man aber dann nicht immer alles fertigstellen. Vor allem, wenn es dann Skills benötigt, die man extra extern zugekauft hat.
=> Eigene Erfahrung
Ich habe einen Auftrag erhalten aber gleich gesagt, dass ich diesen mangels Zeit an einen Dritten vergebe und er auch mit dem Auftraggeber abrechnet. Durch die Zusammenarbeit betreue ich das Projekt jedoch. Leider ist der Dritte ausgefallen und konnte den Auftrag nicht fertigstellen, da ich es von Beginn an zeitlich auch nicht schaffen konnte (daher die Auftragsvergabe an den Dritten), war das Projekt beendet. Natürlich hat der Auftraggeber alle Infos dazu bekommen, hat ihn auch nicht geholfen. Denn Zeit und Geld (für den Dritten) waren verloren.
PrivatesGerade im privatem Umfeld kann immer etwas passieren, mit dem man nicht rechnet (Krankheit, Tod etc.). Dadurch kann ein Projekt zum Stillstand kommen oder gar ganz beendet sein. Davor ist niemand geschützt. Zudem geht auch nicht jeder offen damit um. Stirbt z. B. jemand im Umkreis kann einen das aus der Bahn werfen. Sagt man nichts, wundert sich der Auftraggeber, sagt man was wie "Meine Oma ist verstorben" wird man eventuell mit dem Vorwurf "Ausrede" konfrontiert.
Stress / fehlende MotivationEin wichtiger Punkt, den es nicht zu unterschätzen gilt. Stress kann, egal in welchem Bereich, ein Motivationskiller sein. Wenn man nur noch unter Druck steht, z. B. wenn wie oben etwas schief läuft, kann man irgendwann mal sagen "Ist mir alles .... egal". Schon kommt es auch hier zu Verzögerungen.
Das kann soweit gehen, dass keine Lust mehr besteht an Projekten zu arbeiten. Man meidet die Kommunikation usw.
Selbstüberschätzung / fehlende KompetenzEs gibt Dienstleister, die nehmen Aufträge an, obwohl sie gar nicht die Kompetenz dazu haben. Hauptsache man hat den Auftrag erst einmal in der Tasche. Dann denken die "Ach, klappt schon oder lese ich mal nach.". Sobald es dann aber zu Problemen kommt, stehen die auf dem Schlauch und das Projekt gerät ins Stocken oder ist gleich beendet.
Da habe ich früh gelernt, sag was du kannst und was nicht. Ich setze lieber etwas nicht um, bevor ich später in die Probleme schlittere. Wenn z. B. einer fragen würde "Kannst du mir ein Java-Script Backend erstellen, mit Drag&Drop usw." dann passe ich. Dafür gibt es dann bessere Leute.
Man muss sich immer vor Augen halten "Man kann nicht alles können". Diese Auffassung fehlt manchen Dienstleistern leider.
Schwarze SchafeGibt es auch, dazu muss man wohl nix schreiben.
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Das sind jetzt nur mal ein paar Dinge, die mir "spontan" eingefallen sind.
Zum AbschlussIch habe schon sehr viele Dienstleister kennengelernt und ihr könnt mir eines glauben. Die wenigsten sind die wirklich "Abgebrühten". Es macht bestimmt (fast) keinem Spaß Projekte rauszuschieben, sich nicht zu melden oder jemanden hängen zu lassen. Das ist nämlich auch ein Punkt, der auf das eigene Gemüt schlägt.
Wenn manche Dienstleister jedoch offener in der Kommunikation wären, würden sich viele Probleme gar nicht erst ergeben.
So, Ende
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Gruß