WEEE-Richtlinie und ElektroG2 - erste Abmahnungen aus Österreich?

[WeXsler]

was gibt denn das nun wieder? Das neue ElektroG2 und die Umsetzungen zur WEEE-Richlinie in den EU-Staaten hat es ja in sich! Den Bundestag hat es schon im Juli passiert und soll in aller nächster Zeit auch bei uns gültig werden! In einigen anderen EU-Ländern (Österreich, Frankreich, Großbritannien) gilt es schon und aus Österreich kommen die ersten Abmahnungen an Onlinehändler, die Elektrogeräte auch nach Österreich liefern und dort niemanden beauftragt haben. Es geht dabei um die "Pflicht des Onlinehändlers zur Beauftragung eines Bevollmächtigten bei Vertrieb von Elektrogeräten in einem anderen EU-Staat" und das gilt offenbar für alle, egal ob groß oder klein. Nachzulesen z.B. hier:
Umsetzung der EU-Richtlinie 2012/19/EU über Elektro- und Elektronik-Altgeräte (sog. WEEE-Richtlinie) in Deutschland durch Entwurf zur Novellierung des Elektrogesetzes

Ich soll jetzt also in jedem EU-Land einen "Bevollmächtigten" beauftragen wenn ich auch Elektrogeräte anbiete?? Ich fasse es nicht. Das werde zumindest ich nicht stemmen können. Da im mod shop sich weder Artikel noch Kategorien für eine Bestellung aus dem Ausland sperren lassen, muß ich dann wohl alle EU-Länder in die ich mein Gesamt-Sortiment anbiete (nur ein Teil davon ist Elektro) bei mir rausschmeißen. Das kann es echt nicht sein. Überlassen wir doch den Großen gleich das Feld. Wir steuern auch durch Gesetzgebung immer mehr auf Monopolstellungen einiger weniger im Markt zu. Hat bitte irgend jemand eine schlaue Idee, wie man Artikel für den Auslandsversand sperren kann? Wenn ich jetzt auch noch anfange den Europaversand aufzugeben ... .

Linkback: https://www.modified-shop.org/forum/index.php?topic=33459.0

[Fakrae]

Naja, den gleichen Punkt hast du doch mit den Recycling von Papier und Plastik schon seit langem (Stichwort: Verpackungslizenzierung) - frag doch mal deine Lizensierer, ob Sie nicht auch das WEEE übernehmen können?

[WeXsler]

Pappe und Elektroartikel haben hier nichts miteinander gemein. Es geht in dem Gesetz darum, dass ein Shop der in ein anderes EU-Land Elektroartikel versendet in dem Lieferland entweder eine Dependance einrichtet oder - und das auch in dem Lieferland ! - jemanden dort mit der Elektroschrottentsorgung beauftragt. Hätte ich also alle EU-Länder außerhalb Deutschlands als Lieferländer müßte man jetzt in jedem dieser Länder jemanden - natürlich gegen Bezahlung - beauftragen. Der Beauftragte muß benannt werden können - will heißen, man kommt aus der Nummer scheinbar nicht raus. Bei meinen Umsätzen mit Elektroartikel ins Ausland würde ich wirklich lieber diese für diese Lieferländer deaktiviert bekommen. Aber das scheint ja nicht zu gehen

[Fakrae]

Und genau das musst du ja bei der Pappe ebenfalls tun - in jedem Land, in dem der Müll anfällt (also jedem Land in das du verschickst) muss jemand die Entsorgung übernehmen - im Fall von Österreich (ara) übernehmen die auch die Elektroentsorgung, wenn man sie dafür bezahlt, das wird in vielen anderen Ländern wohl ähnlich sein.

[derheiko]

Ich habe mich jetzt auch mal durch das Thema gearbeitet.
Kurz vorab, alles ohne Gewähr auf Richtigkeit!

Alles an „Waren“ was zum Betrieb Strom benötigt fällt unter diese Richtlinie. Also auch kleine Bauteile.
Wir vertreiben unter anderem Ersatzteile nach Österreich direkt an den Endverbraucher.

Somit sind wir in Österreich Erstinverkehrbringer und gelten als Hersteller.
Daher müssen wir uns in Deutschland bei einem Partner als solchen auch registrieren.
Das kostet uns nach dem mir vorliegenden Angebot 500 Euro im Jahr.

Dann brauchen wir einen gesetzlichen Vertreter in jedem EU-Land, welches wir beliefern.
Unser Partner hat einen ausfindig gemacht der es in Österreich für 50 Euro im Jahr anbietet.

In Italien ist es zum Beispiel ein Anwalt der 1200 Euro für die Vertretung haben will.
Dazu kommt in Italien die Handelskammer, welche auch  800 Euro will!

Sprich, jedes EU Land kocht sein eigenes Süppchen.

In Österreich zum Glück nicht. Aber da ist noch nicht Ende.
Jetzt kommen wir zu der Entsorgung.

Die Entsorgungspauschale kostet uns im Jahr 200 Euro für Kleinteile.
Kleinteile sind Bauteile, die pro Teil weniger als 8 Kilo wiegen und eine Kantenlänge weniger als 50 cm haben.

Einmal im Monat melden wir der Firma, wie viel Kilo Schritt wir nach Österreich geschickt haben. Das erfolgt über eine Webmaske mit Log-in.
Überschreiten wir nicht die Grenze von 5 Tonnen, ist alles gut. Wenn doch liegen die Kosten bei unter 4 Cent pro Kilo.

Im Klartext, alles kaum tragbar. Wir haben weit über 190.000 Ersatzteile.
Wir haben keine Möglichkeit dort die Elektroteile herauszufiltern. Somit sperren wir jetzt alle EU Länder außer Österreich. Weil dort ist es Finanziell tragbar und der Gesamtumsatz stimmt.
Aber das bedeutet Jetzt auch, jedes Elektroteil wird gewogen und protokoliert und einmal im Monat übertragen!

Unser Partner fügte noch hinzu das dies schon lange so ist. Nur Österreich hat die gleiche Abmahnkultur wie wir Deutschen. Dadurch hagelt es jetzt Abmahnung aus Österreich von Mitbewerbern. Bei anderen Ländern wäre das nicht so zu befürchten, da kommt allerhöchstens mal eine Ermahnung einer Verbraucherschutzzentrale.

Anzumerken ist noch, das die Produkte selbst vorher noch vom Shop zu prüfen sind.
Ob diese auch Registriert sind. Wenn nicht, dann muss man das selber machen, bzw haftet als letztes Vertriebsglied in der Kette dafür. Und dann wird es teuer.

Kaufen wir also ein Elektrobauteil ein, welches nicht nach dem Gesetz registriert ist und bringen dieses dann unregistriert an den Endverbraucher - so müssen wir dafür haften und können zu Strafen bis zu 40.000 Euro verklagt werden!