Die Künstlerin muss sicher keine Bilanz analysieren müssen, dafür gibt es andere Leute. Aber sie muss sie verstehen müssen, immerhin steht ihre Unterschrift darunter und sie haftet auch dafür. Und sie wird auch vor Gericht gefragt was ein ROI ist und warum ihr das nicht aufgefallen ist, dass dieser unter jeder Sau ist. Deswegen hört man sich den Rechnungswesen-Kurs an. Nicht um Bilanzierungsexperte zu werden. Sondern um zu verstehen was da drin steht und was man unterschreibt.
Nee, muss sie eben nicht. Weil Sie einen Dienstleistungsvertrag mit einem Dienstleister abschließt und dieser mit seiner Reputation und auch rechtlich haftet (Haftpflicht). Aber sie kann und sollte sich "learning by doing" an das Thema soweit notwendig herantasten. So hat sie Buchführung auf hohem Niveau - allein würde sie das trotz irgendwelcher Crashkurse nie hinbekommen. Es ist nicht ihr Job die Bücher zu führen, sondern zu deligieren, ihr Konzept weiter zu entwickeln und so Geld zu erwirtschaften, um sich und Ihre Module zu finanzieren. Künstler sind Chaoten - Ordnung - in diesem Sinne - ist ihnen wesensfremd. Also würde sie letztendlich durch eigene Buchführung - sich selbst demotivieren und letztendlich das Unternehmen zerstören. Das können hunderte Leute besser als sie.
Ich pflege z.B. die Website einer freien Bühnen-, und Kostümbildnerin (Patentante meiner Tochter). Sie ist in Ihrem Fach gut ausgelastet und gefordert. Wozu ich bei Ihrer Website wenige Minuten oder vielleicht mal einige Stunden benötige, würde sie Tage brauchen - die sie aber nicht hat. Arbeitete sie selbst daran, würde sie wegen "Kleinigkeiten" die Lust verlieren - die Website würde überaltern - Aufträge würden wegbrechen ... Aber so kann sie sich auf Ihre Kernkompetenz konzentrieren, Ihren Steuerberater und mich bezahlen und hat Freude an Ihrem "Unternehmen".
Von Zeit zu Zeit lässt sie sich das eine oder andere erklären (auch die Zahlen vom Steuerberater) - das wars.
Ich denke, das größte Problem in Deutschland ist, dass kaum jemand aus Freude am Job selbstständig wird. Die Lust ein eigenes Unternehmen aufzubauen, selbst als Persönlichkeit mitzuwachsen, seine Idee zu einem Unternehmen werden zu lassen. Leistungen auszulagern, Menschen zu beschäftigen und fair zu bezahlen. Nach zwei, drei Jahren Bilanz zu ziehen und stolz auf das Erreichte sein zu können. Es geht fast nur um die schnelle Mark. Wenn man nach 3-6 Monaten kein gefülltes Konto hat, macht man entmutigt den Laden zu.
In dieser Zeit hat man aber an seiner/m "Idee/Konzept" nicht tatsächlich gearbeitet. Man hat vielleicht Zahlungsmethoden hinzugefügt, weil man glaubt, man müsse es jedem recht machen, man hat die Farben im Shop verändert, die Schriftgröße - das war`s.
Das wenige Geld, das man verdiente, wurde verbraucht. Reinvestieren in Wissen, Marketing, Kundenfreundlichkeit, externe Strukturen, techn. Lösungen - keine Spur. Wenn es dann in die Hose geht liegt es an .... und natürlich an die bösen Großen.
Nee, gerade die Kleinen haben heutzutage eine echte Chance. Wenn sie denn in der Lage sind Chancen zu erkennen und darauf zu reagieren. Als Kleiner benötige ich 1-2 Tage um auf Veränderungen am Markt praktisch zu reagieren. Die Großen benötigen mindestens 1-2 Wochen oder Monate.
Ich benötige max. 1 Stunde um über ein neues Produkt zu entscheiden und es ggf. im Shop aufzunehmen, weil ich es selbst entscheide und umsetze. Die Großen benötigen mit Ihren immer noch uralten Hirarchien und Genehmigungswegen Wochen dafür.
D.h. ich kann längst bei goggle gefunden werden und verkaufen. Dann kommen die Großen erst auf den Markt.
Ich erlebe das tagtäglich: "Wir wollen Sie als Lieferanten aufnehmen, dazu benötigen wir ...", oder "Bitte nehmen Sie uns als Kunden auf. Was benötigen sie ...?"
Was soll dieser Mist aus den letzten Jahrhunderten? Diese Starrheit und Gelähmtheit ist die Chance für uns kleinen Unternehmen.
Warum nimmt amazon denn die Kleinen auf? Weil sie Trends aufzeigen, weil amazon so den Eindruck erwecken kann, ein universelles Angebot zu führen. Denn kein Kunde sagt, "das hab ich bei Max Meier über amazon gekauft", sondern "das hab ich bei amazon gekauft".
Hier wird geschimpft auf amazon, aber gleichzeitig macht man amazon zu dem was es jetzt ist - ein Onlineuniversalkaufhaus das sich keinen Deut um seine Lämmer schert, denn die werden eben nicht weniger.
Jedenfalls fehlt es mir an Masochismus, als das mir ein fremdes Unternehmen als Erfüllungsgehilfen bestenfalls Brotkrumen für meine Arbeit hinwirft. Nein Danke!
In Amerika gilt man auch erst als Geschäftsmann wenn man die 3te Firma gegen die Wand gefahren hat...
Das nun vielleicht nicht, aber wer ein großes Unternehmen aus einer Idee heraus gestartet hat, ist dort schon ein Held - aber vor allem ein Vorbild. Und kein Prügelknabe für Neid und Mißgunst, wie hier in Deutschland.