Wie gut ist es eigentlich von Zuhause aus zu arbeiten?

[cobe25]

Das ist so ein Thema das mich seit einiger Zeit interessiert, hatte aber bisher nie darüber nachgedacht im Forum darüber zu reden.
Ein sogenanntes Home Office hat sicherlich sein vor und Nachteile, aber was wehren diese? Auf jeden Fall ist es gut das man nicht zur Arbeit fahren muss, und sicherlich eine flexible Arbeitszeit hat.

Mich interessiert aber was die Nachteile sein könnten, da ich selber nicht finden kann wo ich sagen würde das es nicht gut wehre.

Ich hatte zwar noch nicht die Möglichkeit von Zuhause aus zu arbeiten, aber wen es mal passiert, dann möchte ich einfach wissen was ich tun sollte, darauf eingehen oder nicht .

Linkback: https://www.modified-shop.org/forum/index.php?topic=32383.0

[Fakrae]

Auf jeden Fall solltest du einen gesonderten Arbeitsort schaffen, ein eigenes Zimmer oder Ähnliches - ich persönlich muss am normalen PC im Wohnzimmer arbeiten (Platztechnisch...) und habe deshalb häufig ein Problem mit der Ablenkung, wenn rundherum das normale Familienleben stattfindet

[webald]

Ich habe genug Bekannte, die das machen bzw. beides Office und Home-Office parallel. Im ersten Gang hört sich das toll und flexibel an, im Alltag dagegen sieht ds oft anders aus.

Wann arbeitet man und wann ist Freizeit? Beim Home-Office ist das durch räumliche Trennung nicht mehr festgelegt.

Was ist mit dem Arbeitsvolumen? "Das mch ich später zu Hause", "und das mach ich dann gleich mit", Freitag 17.00: "Montag Meeting, Vorschlg Problemlösungen"=>also Samstag/Sonntag, ....

Was sagt die Familie, wenn zu Hause gearbeitet wird?

Was ist mit der Datensicherheit? Der Router zuhause kann nur WEP und das WLAN wird gehackt, wer haftet?

Ich bin selbständig, und hab zuhause einen Computer stehen. Den benutzen aber eigentlich nur die Kids. Für die Arbeit habe ich ein eigenes Büro - Freizeit ist kostbar und wichtig. Wer nur arbeitet und unter Druck steht, der ist irgendwann fertig. Und das hilft keinem.

[Matt]

Ich hab das zwei Jahre lang drei Tage die Woche gemacht. Das schwerste ist die Ablenkung, selbst wenn du wie ich alleine wohnst. Das wird schlimmer wenn dir die Aufgabe, die gerade ansteht, keinen Spaß macht:
- Ach, die Spülmaschine könnte ich auch mal ausräumen
- Stimmt, die Waschmaschine muss auch noch angemacht werden
- Hier liegen aber viele Krümel rum, besser mal saugen

Wenn du außerdem eher ein Langschläfer bist besteht die Gefahr, das man morgens zu lange im Bett rumliegt. Nörgelt ja eh keiner wenn du erst um 11:00 anfängst zu arbeiten, weil es bekommt ja keiner mit.

Wichtig ist daher ein geregelter Ablauf, also wie wenn man auf die Arbeit gehen würde. Aufstehen, Zähne putzen, frühstücken, was vernünftiges anziehen (weil der Schlafanzug die Gammelmentalität nur noch fördert) und, wie schon angesprochen, wenn du die Möglichkeit hast, einen eigenen Raum dafür herrichten.

Nachdem das mit dem eigenen Raum bei mir nicht ging war ich schon am Suchen nach Co-Working-Space oder ähnlichem. Wir sind dann aber mit der Firma in größere Räume gezogen und ich hab meinen Angestelltenjob an den Nagel gehängt und seitdem habe ich wieder mein eigenes Büro.

[fishnet]

Ich kann all das unterschreiben, was Matt gesagt hat (Ablenkung durch Haushalt)
plus:

• Postbote bekommt mit der Zeit mit das du immer zu Hause bist - super: du wirst zum Paketkasten fürs ganze Haus auserkoren. Von allen Paketdiensten. Die natürlich über den Tag verteilt kommen.
• Wenn deine Partnerin krank ist und Ruhe braucht, wird sie dir "was husten" das du mit deinem Laptop, Telefon und Fax am Wohnzimmertisch sitzt und Arbeitsatmosphäre verbreitest.
• Es fühlt sich einfach anders an. Jemand, der mit verwuschelten Haaren mittags noch im Pyjama am PC sitzt, hat eine andere Einstellung, als jemand er geduscht, rasiert und mit Hemd ins Büro gefahren ist.
  Insgesamt ist es produktiver, außerhalb zu arbeiten.
• Und: gerade wenn man nur von zu Hause arbeitet - bei mir war das (Gott sei Dank nicht so lange) zu Höchstzeiten 100 Stunden pro Woche - dann vereinsamt man und kriegt von der Außenwelt nichts mehr mit.

Ich kann allen Existenzgründern nur raten, sucht Euch für den Anfang eine Bürogemeinschaft. Dort zahlt Ihr nicht so viel Miete, Ihr lauft nicht Gefahr im Pyjama rumzulaufen, Ihr könnt Eure Ideen mit (hoffentlich) netten Menschen austauschen und Ihr habt im Idealfall ein professionelles IT-Umfeld. Und natürlich, wenn ein Kunde kommt sieht er das Ihr "nur" in einer Bürogemeinschaft sitzt. Das ist aber professioneller als ihn zu Hause zu empfangen und ehrlicher, als für 2 Stunden ein Pseudo-Büro zu mieten.

Mein aktueller Stand:
- eigenes Büro in einem anderen Stadtteil (also nicht möglich: "ich geh mal für 10 Minuten schnell rüber und mach was")
- eigenes Arbeitszimmer zu Hause
- feste Zeiten zu denen ich für meine Kunden telefonisch erreichbar bin: Mo-Fr von 8-17h. Sowas ist wichtig. Erstens bin ich gezwungen um 8h im Büro zu sein, und zweitens laufe ich nicht Gefahr, bis spätabends oder Sonntags "wichtige" Telefonate zu führen.

...perfekte Kombination:

• man kommt auf der Fahrt nach Hause runter
• man kann das Arbeitszimmer einfach ignorieren indem man die Tür zumacht
• man kann auch MAL von zu Hause aus arbeiten (Kind krank, Handwerker kommt, Kunde hat Notfall)

...hoffe damit allen zukünftigen Informationssuchenden geholfen zu haben 

[webald]

Eins noch, da bis jetzt immer von einem reinen Büro-/Computerjob ausgegangen wurde.

Warenlager zuhause fördert nicht unbedingt die Stimmung. Hier ein Karton, da Paketaufkleber, Musterkoffer, ...

[BoBBer]

Die Vorteile sind dir ja bekannt, die Nachteile jetzt auch.

Auch ein Problem ist, das dein Sozialleben darunter leiden kann.
Bei einem Kumpel ist es so, dass er mir sagte das er es mittlerweile Vermisst auf Arbeit zu fahren. Auch Das Umfeld an sich. Kollegen, Die Leute unterwegs etc.

Auch privat, ist er nach und nach immer weniger raus gekommen.
Nun hat er sich extra ein Büro mit seinem Bruder gemietet in dem Sie arbeiten.

[cayuco]

Auf jeden Fall ist es gut das man nicht zur Arbeit fahren muss, und sicherlich eine flexible Arbeitszeit hat.

Zu 1. Ja, es ist toll keine Rushhour zu kennen. Keine mobbenden Kollegen. Zu 2. Wer auf flexible Arbeitszeit hofft, hat schon verloren.

Ich kann all das vorher geschriebene 1:1 unterschreiben. Die Verlockung und Ablenkungen sind groß. Bin nun seit ca. 6 Jahren im Homeoffice tätig. Bis gegen Ende des 1. Jahres lief es gut und ich begann mich zurück zulehnen. Ach kannst ja auch mal vom dänischen Ferienhaus aus .... Das blieb nicht ungestraft.

Habe schnell wieder meinen Rythmus gefunden, mit pünktlich aufstehen, Duschen, ins Bürozimmer. Das geht nur, wenn man die Unterstützung der Familie hat und kein "Du bist doch sowieso zu Hause, kannste nich mal ...." Hat man keine Familie kann es zur Vereinsamung/fehlende Sozialkontakte kommen.

Wichtig ist auch, dass man Büro und Privat innerhalb der Wohnung räumlich trennt. So schleppt man nicht die Arbeit in die Wohnung und privates in die Arbeit.

Allerdings möchte ich diese Unabhängigkeit nicht mehr missen. Klar hat man mal einen Tag, da lässt man fünfe gerade sein und macht das Notwendige. Aber dafür gibt man an anderen Tagen wieder 14 Stunden richtig Gas. Aber immer macht man es für sich selbst - das ist die Motivation.

PS: Mitunter fehlt schon das direkte fachliche Feedback. zB. bei Produktlistungen oder Layoutfragen.

Aber ehrlich! Ich liebe es so! 

[papiertiger]

Passt wohl auch zum Thema:
http://tinyurl.com/ltkwo3l

[oliver1]

Eine große Anzahl von Leuten würde gerne von Zuhause aus arbeiten, das hat eine Studie erwiesen, es sind fast 8 % der Arbeitnehmer. Das hört sich zuerst nicht nach viel an, aber schau dir erst mal an aus was für einer Zahl der Prozentsatz genommen wird, dann wird einiges klarer. 8 % von einigen Millionen ist alles andere als klein.

Wie viele davon eigentlich wissen was es bedeutet ein Home Office zu haben, das weiß keiner. Jedenfalls gibt es Nachteile, das wissen die die eine Arbeit in den eigenen Wänden haben. Man hat zwar eine flexible Arbeitszeit, aber genau das ist es was die meisten unterschätzen und dann 12 oder mehr Stunden arbeiten anstatt der 8 oder 9 Stunden. Man hat auch das Problem das man von vielen Sachen abgelenkt wird was die Produktivität und die Kreativität einschränken kann, was natürlich auch ein Nachteil ist, und vom Arbeitgeber nicht gerne gesehen wird.

Ich habe einen schönen Beitrag zu diesem Thema gefunden (http://www.because-software.com/home_office/), es ist zwar sehr kurz aber hilfreich. Kannst es dir auf jeden Fall mal ansehen. Mir fallen zur Zeit keine Nachteile mehr ein, falls ich auf noch was komme lasse ich es dich wissen.

[Lo-Com Hydraulik]

Warenlager zuhause fördert nicht unbedingt die Stimmung. Hier ein Karton, da Paketaufkleber, Musterkoffer,

Das unterschreib ich, und ich hab nen separates Stockwerk für die Firma, trozdem, meine Mädelz schleppen das schwere Zeug net ins Büro, ich bin außer Haus, und schon ko*zen die Mieter die auch durchs Treppenhaus müssen und der Stellplatz für Kinderwagen ist mit meiner Ware blockiert oder ein 5mille Aggregat steht einfach mal 2 Wochen auf dem Gehweg rum, im Idealfalle regnet es nicht, und es war auch kein Schrottsammler unterwegs, ist aber alles schon passiert.

Ansonsten hab ich immer das Problem, wie macht man das mit dem Papier vom Auftragsdurchlauf und für die Buchhaltung, wenn man Mitarbeiter übers gesamte Bundesgebiet verstreut sitzen hat, die auch maximal 1x pro Monat ins Büro kommen?

Wir sind hier fast Papierlos (nur noch die Rechnungen für die Buchhaltung wird gedruckt) zwischenzeitlich, und dank VDSL 100/50 auch für die MAs gut erreichbar und der Asterrisk pustet die Gespräche direkt an die Mitarbeiter, ohne das die ihre private Nummer an Kunden rausgeben müssen, und wenn se mal nicht im Büro sind und ne Weiterleitung einrichten, ist es nicht zu ihren Lasten

Gruß Manne