Antwort #12 am: 05. Januar 2010, 21:41:59
Die konkurrieren doch gar nicht, das hab ich doch schon mal versucht darzustellen. Die meisten MySQL-Anwendungen sind Webanwendungen, und da meistens so, dass die DB als dummer Dateneimer benutzt wird, da ist modified eCommerce Shopsoftware keine Ausnahme, die Logik steckt dort ausschließlich in der Anwendungsschicht. Selbst transaktionsartige Logik ist oft genug dorthin ausgelagert (Rad neu erfinden). Wer versucht, anspruchsvollere DB-Features bei MySQL zu benutzen, kommt sehr schnell an Grenzen, da vieles nur zusammengeschustert ist, damit man es bewerben kann, aber bei genauerem Hinsehen nicht hält, was es verspricht (Bspw Volltextsuche <-> Transaktionen, Trigger/Stored Procedures <-> Replikation und viele mehr).
Oracle-Server werden aber vorwiegend als DB-Maschinen betrieben, wo die Geschäftslogik *in* der DB angesiedelt ist, indem typische Features eines RDBMS auch ausgenutzt werden: Transaktionen, Referentielle Integrität, Trigger, Stored Procedures, updatebare Views, OLAP-Funktionen wie zb Window Functions zur ABC-Analyse und Reporting etc, das ist ein komplett anderer Ansatz. Da braucht man außer der DB nur noch ein 'dummes' (Web-)Frontend.
Zweitens werden die Provider nicht plötzlich Lizenzgebühren an Oracle zahlen, sondern im Ernstfall auf eine andere kostenlose Alternative ausweichen. Und sie werden auch keinen Oracle-Admin einstellen, den sie dann nämlich dringend brauchen, wenn Oracle ihnen ein Angebot macht, das sie nicht ablehnen können. Wobei auch MySQL bzgl. Wartung nicht ganz ohne ist, da gibts wartungsärmere Datenbanken. Apropos kostenlos: Bei 'embedded'-Anwendungen, also bspw Desktopanwendungen, die mit MySQL ausgeliefert werden, ist MySQL übrigens nicht kostenlos.
Drittens Bestandteile: MySQL hat dieses Baukastenkonzept der verschiedenen DB-Engines: MyIsam (der Klassiker, den wir auch einsetzen), InnoDB (für die, die mehr DB-typische Features wollen) und noch ein Sack voll weitere Geschmacksrichtungen. Vor 2 oder 3 Jahren hat Oracle ja bereits InnoDB gekauft. Da ging bei MySQL das erste Mal die Panik, weil Oracle damit die Kontrolle über MySQLs einzige transaktionsfähige Engine bekam. Prompt wurde daraufhin Jim Starkey, einer der Ur-Entwickler von Interbase (später als Berater und Autokrat bei Firebird, nach eigenen Aussagen in letzterer Hinsicht nicht so schlimm wie Monty) von MySQL eingekauft, um eine weitere transaktionsfähige Engine bereitzustellen, das wurde dann Falcon. Immerhin hatte MySQL 20 Jahre nach Interbase/Firebird damit die erste Engine mit Versioning Architektur, eine Technik, die dann auch für den MS SQL Server übernommen wurde, weil die vorher natürlich extreme Probleme mit ihrem Locking hatten.
Aber jetzt schweif ich langsam ab ...
Grüße, Volker