Schöne Diskussion
Ihr verliert ein wenig aus den Augen das man als Kleinunternehmer wenn man es nicht hauptberuflich machen will/muss nicht zwingend alles bis ins kleinste Planen muss, das können sowieso die wenigsten, was auch damit zusammenhängt das sie nicht entsprechende Hilfe suchen oder wollen.
Wenn ich die Idee hab, ich kann irgendwas gut, und möchte damit versuchen ein wenig Bonus zu erwirtschaften, dann muss ich mir kein Konzept auf die nächsten 5 Jahre ausgelegt überlegen sondern muss mir einen Rahmen schaffen indem ich die Tätigkeit ausüben kann, und kann es dann versuchen. Dafür ist die Kleinunternehmerregelung optimal, das kostet einen 25 Euro für den Gewerbeschein, dann holt man sich idealerweise noch Hilfe bei der IHK die einem immerhin schon mal Lektüre zur Verfügung stellt wo viele Sachen angerissen sind, und dann versucht man einfach mal.
Ich weiß das wollt ihr nicht so einsehen oder verstehen, denn ihr, bzw. dein Denken vsell basiert darauf das ein Unternehmen, egal welches, eine Marktlücke braucht, eine fast schon Gewinn-Garantie haben muss und ein komplett durchgeplantes Konzept. Das braucht man nicht als Kleinunternehmer, es wäre sicherlich von Vorteil, aber zwingend notwendig ist es einfach nicht. Es reicht die Idee und der Wille die durchzusetzen, und dann hab ich zwei Mögliche Szenarien: Es funktioniert und ich kann das managen, oder keine Sau interessiert sich für einen, die Gründe seinen mal offen. Und dann macht man den Krempel wieder dicht. Klar könnt ich so jeden Tag 5 neue "Firmen" gründen, aber das kann auch ein Unternehmer wenn er möchte, ich glaube wir müssen nicht über diverse teils dubiose Briefkastenfirmen, Tochterfirmen etc. diskutieren wenn man sich so einige Firmennetzwerke ansieht, da wird genau so Schmu getrieben. Aber darum gehts hier ja gar nicht.
Nimm mich als Beispiel. Ist nun etwas über zwei Jahre her das ich mich selbstständig gemacht habe. Die Idee war ein Beitrag im WDR über einen jungen Mann der das in Köln machte, einfach Vor-Ort IT Service. Mir gefiel das, und ich dachte das wär doch mal was, zumal ich davor so privat schon einige Kontakte hatte wo ich mich um die Computer etc. gekümmert habe. Also was hab ich getan? Ich bin zur Gemeinde, hab hallo gesagt und meinen Gewerbeschein aktualisiert (hatte vor etlichen Jahren einen Hosting-Dienst für Foren) und gefragt ob sie meine Idee -in welcher weise auch immer- unterstützen würden. Das ich mit offenen Armen empfangen wurde hatte mich aber ehrlich gesagt verblüfft, ich hatte eher damit gerechnet 0815 Antworten zu bekommen nach dem Motto "Mach du man, aber jammer nicht wenn du auf die Nase fliegst". Alles was ich hatte war ein 4-seitiger "Business-Plan", der Name ist eigentlich zu hoch gegriffen, ich hatte lediglich die Tätigkeiten umschrieben, aufgeschrieben welche Kunden ich damit ansprechen möchte und die Konkurrenz analysiert - und die war nicht ohne, ich hab im direkten Umfeld sieben Mitbewerber, drei davon sogar hier im Ort.
Zusammengefasst, ich hatte eine Idee, eine Vorstellung wie das funktionieren sollte und mehr nicht. Also mit deinen Worten, ich war nicht nur nicht vorbereitet, ich war blauäugig.
Ich werd aber den Tag nicht vergessen, wo ich meinen Gewerbeschein abgeholt habe, und mich dann eine Frau im Flur abfing und fragte, ob ich 5 Minuten Zeit hätte. Die wollte mehr zu der Idee von mir wissen, und der hab ich dann in ca. 30 Minuten meine Idee und mein anfängliches Konzept vorgetragen, und das war dann mehr oder weniger der Startschuss, ich konnte sie soweit überzeugen das ich fortan Unterstützung von der Gemeinde bekam. Und dann gings darum, was muss ich eigentlich alles haben für meine Buchhaltung? Also erst mal nach Software Ausschau gehalten, und Lexware gekauft (ganz schlechte Idee...), dann wurds auch mal Zeit für eine Webseite, also hingesetzt und die Webseite gebaut. Alles Sachen die, vsell, bei dir im Konzept schon lange drin gestanden hätten! Dann brauchte ich ja auch Visitenkarten und Flyer, die hab ich für unter 10 Euro bekommen. Jeder kennt wohl diese Gutscheine für eine große Druckerei aus den Niederlanden die sowas dann günstig anbieten, daher kam praktisch meine erste Werbung wenn man so will. Alles mehr oder weniger Behelf, aber es funktionierte. Dann brauchte ich ja auch mal Kunden, also Freunde und Bekannte erst mal vorgeschickt zu meiner Konkurrenz und mal Preise aushorchen lassen, und dann diese natürlich unterboten. Als das alles soweit fertig war, hab ich mich auf meinen Drahtesel geschwungen und alles was ich an Flyern und Visitkenkarten hatte verteilt, jede Klinke hab ich selber geputzt, und das meine ich auch mit Dreck fressen. Zum einem musst du wenn es deine Idee schon gibt preislich überzeugen können, musst Qualität abliefern und vor allem überzeugen können, und nirgendwo lernst du so viel wie im direkten Kontakt. Ich hab Leute erlebt die mich spontan zu Kaffee und Kuchen eingeladen haben und mir dann erzählt haben das sie ja schon gerne einen neuen Computer hätten, aber keine Ahnung haben, und es gab Leute die haben zwanzig Meter weiter meine Flyer ungelesen in die Mülltonne geworfen.
Da spreche ich für mich, aber solche Erfahrungen zu machen war und ist mir sehr wichtig, würde ich andere meine Sachen verteilen lassen hätte mir das gefehlt wie die Leute reagieren und mir wären einige erste Kontakte durch die Lappen gegangen. Ich schwing mich auch heute noch auf mein Fahrrad und verteile, zwar nicht alles, aber in meinem Kerngebiet mach ich das noch selber.
Um bei deiner Vorstellung zu bleiben, vsell, ich war also bis dahin immer noch absolut blauäugig und von einer Idee getrieben unterwegs. Eigentlich kann man sagen das ich das ganze erste Jahr damit verbracht habe zu lernen und meine Abläufe zu optimieren, man kann vieles planen und vorherberechnen, aber vieles ergibt sich erst während man es tut. Und deshalb bin ich ein bisschen gegen dieses ewig durchgeplante bis ins letzte Detail ausgeprägte, zumindest wenn es um Kleinunternehmen geht.
Ich gebe dir Recht, es sollte zumindest was über bleiben, im Beispiel wie hier würde ich mich zumindest hinterfragen, ich kann ja nicht von anderen abhängig sein und +/- 0 wirtschaften, dann wäre es wie schon beschrieben eher ein Hobby, und ich möchte bezweifeln das jemand als Hobby ein Kleinunternehmen führt das nichts abwirft. Ich muss doch, wenn ich einen normalen Beruf nebenher habe, zumindest sagen können von dem was ich mir dazu verdiene, gehe ich jeden Monat bequem tanken und einkaufen oder fahre zwei mal im Jahr in die schönsten Urlaube, ansonsten macht das ja irgendwo wenig Sinn - finde ich, ohne dich irgendwie angreifen zu wollen VitalKi. Auf der einen Seite verteidige ich also durchaus das du aus einer Idee und Lust heraus etwas auf die Beine gestellt hast, auf der anderen Seite stimme ich aber vor allem vsell zu das man es zumindest so betreiben muss, das man auch was davon hat - außer Arbeit.