Moin Truecolors,
reicht der Fan-Shop des FC St. Pauli?
Nein, nicht wirklich, wenn das die 'Größte' Referenz sein soll.
Der TE fragte sowohl nach "bekannten", als auch nach "großen" Unternehmen. Groß iSv von Umsatz ist der Fanshop des FC Sankt Pauli sicherlich nicht, aber zumindest kennt man die Marke. Als Beispiel hab ich ihn deshalb angeführt, weil er auch zeigt, was mit Modified alles möglich ist, und zwar auch in gestalterischer Hinsicht. Dazu gleich mehr.
[...] Vermutung, ohne es ganz genau zu wissen: Die ganz Großen verwenden wohl eher eigene Systeme, weil sie gewisse Funktionen im Zusammenspiel mit dem Rest der Betriebsorganisation und EDV brauchen, die anders zu umständlich oder gar nicht möglich wären.
Dieses Argument und auch das von fishnet erscheinen sehr plausibel. Fassen wir zusammen: Modified scheint keine Option für Großkonzerne zu sein. Ich denke, das war aber auch nie das Ziel.
Zurück zu der Frage nach Referenzen. Ohne Zweifel wäre ein umfangreiche und beeindruckende Referenzliste wünschenswert. Wie Torsten gestern schrieb, wurde das Thema "Produktmarketing" bisher sträflich vernachlässigt. Hoffen wir, dass Hagen diesen Punkt nun unter seine Fittiche nimmt.
Mein Rat: richte dich für deine Belange nicht nach dem aus, was andere [Große] machen, sondern prüfe, womit du deine eigenen Ziele am besten umsetzen kannst. [...]
Wenn ich auf einen Marathon trainiere, schaue ich mir an was die Weltspitze macht - um ein feeling zu bekommen 'was geht' und um mich insprieren zu lassen. [...] Zuerst schauen was tut sich ganz oben. Dann in die eigenen Sphären absteigen und nachdenken, was von dem will ich auch und was ist realistisch. Deshalb sind Referenzen so wichtig. Sie schaffen Vertrauen und zeigen die Möglichkeiten.
Diesem Gedankengang folge ich unbenommen. Mit einem Unterschied: ich schaue nicht NUR nach ganz oben. Dort versammelt sich nämlich viel Mainstream, weil die Hierarchie in diesen Läden oftmals Brillanz und Individualität killt. Genau dort wird Wettbewerberanalyse nämlich professionell betrieben, dummerweise mit dem Ergebnis, dass sich diese Shops dann auch oft ähneln. Oder aber die IT-Abteilung hat einen Freifahrtsschein und wartet mit nervigen Werbeagentur-Gags auf, die kein Kunde will.
Bei den Großen schaue ich mir in erster Linie die eingesetzten/verwendeten Funktionen an (ich nenne das immer die "Shop-Hardware"): welche Zahlungsarten werden wie angeboten, welches Foto-Tool wird verwendet, wie sind Startseite, Kategorieebenen und Artikelansicht strukturiert und präsentiert, gibt es intelligente Suche-/Attribute-Funktionen, welches sind die offensichtlich aus SEO-Gründen gemachten Elemente, wie sind Warenkorb u. Checkout angelegt etc. Was mir positiv auffällt, notiere ich mir, genauso mache ich es mit den Dislikes. Nach diesem Schritt hab ich ein gutes Gefühl dafür, was wichtig ist - und vor allem, was nicht.
Die wirklichen Impulse dafür, wie mein eigener Shop am Ende daherkommen soll, habe ich dort aber nie gefunden bzw. höchstens als Dislikes. Das nenne ich die "Shop-Software": bin ich laut oder leise? Vollgestopft oder übersichtlich? Warm, emotional oder cool, synthetisch? Kundenfreundlich oder Googlefreundlich? Hyper-in oder zeitlos-klassisch? Die Frage aller Fragen: Mainstream oder ein "Charakter-Shop"?
Als Kleiner kam ich schnell darauf, dass ich kompromisslose Seriosität rüberbringen muss, und zwar an ganz vielen Stellen - was die Großen qua Herkunft nicht tun müssen. Das war eine der wichtigsten Erkenntnisse für meinen eigenen Shop, und die habe ich nicht durch das Untersuchen großer Shops gewonnen, sondern durch Nachdenken. Die eigene Zielgruppe ganz genau zu kennen bzw. zu definieren, sich in ihre Belange hineinversetzen zu können und das dann konsequent umzusetzen (in Funktionen & Gestaltung), ist viel wichtiger.
Zurück zu deinem Sport-Beispiel, bevor das hier ein Roman wird: da gibt es die fantastische Leistungen der kenianischen und äthiopischen Läufer. Kennt jemand die Namen? Haben sie die Symathien der Medien und Zuschauer? Doch höchstens ein paar flüchtige Minuten lang. Ihre Hardware ist erstklassig, ihre sportlichen Erfolge sind es - aber die Sympathie der Menschen haben "Typen" wie Usain Bolt, aber auch Verlierer wie Matthias Steiner. Weil sie ihre Herzen berühren, ihre Emotionen kitzeln, ihnen Geschichten erzählen und Spaß bereiten. Ergo: ein Shop muss nicht nur richtig und funktional professionell gemacht sein, er muss auch Persönlichkeit und Charakter haben. Das fehlt vielen ganz Großen defintiv.
Finally, zurück zur Referenzliste. Ich behaupte: die richtig gut gemachten und erfolgreich arbeitenden (und vielleicht sogar großen) Modified-Shops kennen wir gar nicht. Nichtmal Torsten kennt sie alle
. Die, die wir HIER im Forum sehen, sind meist Shops von Anfängern (nicht wertend), die zudem keine oder nur spärliche Investionen tätigen möchten/können (durchaus wertend).
Die anderen, die von Unternehmern und Profis (z.B. auch vom modified-Team) gemacht und betrieben werden, ploppen hier nicht auf, aus gutem Grund. Es wäre geradezu töricht, hier einen richtig guten, aussergewöhnlichen Shop zu präsentieren. Sofort wäre wohl die "Kostenlos-und-bloß-nicht-selber-denken-Meute" dabei, alles mitzunehmen, was nicht niet- und nagelfest ist. Insbesondere auch gestalterische Ideen.
Es ist ein verdammt zweischneidiges Schwert, das mit der Referenzliste. Anbieter wie Trusted Shops, Zahlungsdienstleister etc. müssen erstklassige Referenzen vorweisen können, sonst werden sie nicht ernst genommen, d'accord. Aber ob sich eine Shopsoftware für meine Belange eignet oder nicht, kann ich doch auch ohne Referenzliste beurteilen, wenn ich mich wirklich damit beschäftige - oder?
Greets,
Chris