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  • Thema: Mitmachen: Verfassungsbeschwerde gegen Netzsperren

    vsell

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    Antwort #15 am: 27. Dezember 2010, 14:23:21

    Das soll mein Europa sein???

     Wenn rechtsnationale Parteien unsere Pressefreiheit einkassieren können, bedeutet das Alarmstufe dunkelrot.

    Was muss eigentlich noch passieren, bevor es eine breite europäische Bürgerrevolution gibt? Wie weckt man ganze Nationen aus ihrem offensichtlichen Tiefschlaf?

    Es geht also nach 75 Jahren wieder los... und die Mehrheit schweigt zu alledem und geht unbeirrt ihren Geschäften nach. Aber diesmal wird die faule Ausrede "Ich hab von alledem nichts gewusst..." nicht funktionieren, und wenn ich Berufswutbürger werden muss.
     :stop:
    Chris

    a) mein Europa war das noch nie
    b) rechtsnationale Pressefreiheit gabs noch nie... oder warum wurde der Kanzlerkandidat der "Rechten" .. ein Frank Reinnicke einfach totgeschwiegen...von der Systempresse.... :silly:

    c) europäische Bürgerrevolution... mach 3 Kreuze wenn du keine erlebst !!!!
    d) was geht denn also nach 75 Jahren wieder los.... ?????????
    e) Berufswutbürger.....  :doh: ...etwa so ein Stuss wie Stuttgart21 ... viel Geschwätz  :whistle:

    vsell

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    Antwort #16 am: 27. Dezember 2010, 14:29:18
    Ich denke es betrifft JEDEN der im Netz unterwegs ist, wenn er sich von einer Institution vorschreiben lassen soll, worüber er sich informieren darf und worüber nicht.

      Von der Leyen ist damals ja auch mit dem Vorschlag vorgeprescht, die IP-Adressen derjenigen Besucher zu speichern, die (gewollt oder ungewollt) auf einer Stopp-Seite landen.

    Zensur gibt es seit der Einführung von Google - Fakt !!!

    Und wenn die "Mutter der Nation".. diese unsägliche "von der Leine.. " die IP-Adressen loggen will... dann zeigt das nur mal wieder dass die Dame auch davon null Ahnung hat ... aber Hauptsache mal kräftig Wind verursacht.  :blower:

    7 Plagen in die Welt setzen..von Nanny´s erziehen lassen... aber dann eins auf "Vorbildmutter" machen... das ist mir die Richtige...

    baustelle

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    Antwort #17 am: 30. Dezember 2010, 04:50:32

    guensi

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    Antwort #18 am: 04. Januar 2011, 21:19:33
    http://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagsbrandverordnung

    Erstmal ganz herzliches danke für den Winterguensi - ist ein schickes Outfit, auch ohne rieselnde Schneeflocken, das lässt das Forum wie Tomcraft schon sagte nicht zu. Bin vor lauter Schneeschippen gar nicht zum Nähen eines Winterkleidchens gekommen - umso willkommener ist die unerwartete Hilfestellung  :thumbs:

    Allerdings ist die Reichtagsbrandverordnung in diesem Fall etwas überzogen. Unbestritten, Ungarn muss noch einiges lernen um Demokratie in der Form wie wir das handhaben zu beherrschen.

    Aber auch wir Demokraten müssen lernen, dass es durchaus andere Ansichten in anderen Teilen unserer Erde und da auch direkt vor der Haustür in Europa gibt. Demokratie in unserer Betrachtungsweise muss zudem nicht die Endlösung sein, sie war aus unserer Sicht lediglich die beste aller - zum Zeitpunkt der Einrichtung - bekannten Regierungsformen. Und zu dieser Einsicht mussten wir nach dem Scheitern der Weimarer Republik mit nachfolgenden 12 Jahren der unsäglichen Diktatur mit unsanftem Druck der Siegermächte gezwungen werden. Hinzu kommt die daraus resultierende Spaltung in Ost und West und 40 Jahre unterschiedlicher Erfahrungen mit der nachfolgenden Wiedervereinigung.

    Und gerade die Zeit seit 1989 sollte uns gelehrt haben, dass es eben nicht grade nur die Demokratie ist, die uns eine neue auf Dauer friedliche Lebensweise garantiert.

    Bei der Argumentation wird zu leicht vergessen, dass es fast 7 Milliarden Menschen auf dieser Welt gibt, von denen wenns hoch kommt 30% in einer Demokratie - wie wir sie verstehen - leben, über zwei Drittel der Weltbevölkerung leben in anderen Regierungsformen. Da gibts ganz andere Brandherde die viel gefährlicher sind.

    Aus meiner Sicht gilt, erst mal abwarten ob sich da eine Flamme zeigt, bevor ich Öl ins Feuer gieße. Ich erwarte nicht, dass sich Europa an Ungarn anpasst, auch wenn sie den Vorsitz in Brüssel führen. Das Gegenteil dürfte eher der wahrscheinliche Fall werden.

    hendrik

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    Antwort #19 am: 05. Januar 2011, 08:58:48
    Denn haben sich solche Zensur-Strukturen erst einmal etabliert, ...

    ...ist es eine Frage der Zeit bis diese weitreichender genutzt werden sollen. Bald wird sich auch der erste Zivilrichter finden der eine Meinungsäußerung über eine Firma als unzulässige Diffamierung einstuft und anordnet ganze Websites auf die Sperrliste zu setzen. Der Damm bricht. Und jeder Hinz und Kunz kann Sperrverfügungen erwirken gegen Websites die ihm nicht genehm sind.

    Die Medienindustrie leckt sich schon die Finger. Das werden die ersten sein die Sperrverfügungen einklagen. Danach gibt's kein Halten mehr.

    Wie kopiere ich meine Musik CD? -> Du darfst das nicht wissen!
    Wo bestelle ich ein indiziertes Spiel? -> Du darfst das nicht wissen!
    Kreative Steuertricks? -> Du darfst das nicht wissen!
    Welche Schriften sind verhetzend? -> Du musst das nicht wissen! Wir wissen was geeignet ist für deine Meinungsbildung.
    Wie schalte ich meinen DVD-Player frei für ausländische DVDs? Wie bringe ich Linux auf meine Playstation oder freie Apps auf mein iPhone? Wie lade ich Positionen von Blitzerfallen in mein Navi?

    Wer hat noch nie Infomationen gegoogelt oder gelesen die nicht ohne Vorbehalt in Printmedien veröffentlicht werden dürften? Der kann sagen "betrifft mich nicht"
    Zitat
    Wir wissen was gut für dich ist.
    Gruß
    Hen

    vsell

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    Antwort #20 am: 05. Januar 2011, 13:53:33
    Also ich bekomm da jetzt nicht unbedingt die Zukunftsangst..sorry.
    Zensiert bzw kontrolliert und eingeschränkt wird tagtäglich. Ob von der Presse oder Unternehmen, ja selbst von Privatpersonen.

    hendrik... gerade dein Beispiel "Meinungsäußerung über eine Firma als unzulässige Diffamierung " zeigt das genaue Gegenteil.
    Bis vor einigen Jahren war nämlich die vergleichende Werbung zB nicht erlaubt...heute ist dies Alltag geworden. Meinungsäusserungen sollten im übrigen nie diffamierend gestaltet sein.. das ist ohnehin unzulässig und strafbar.

    Du fragst..."Wo bestelle ich ein indiziertes Spiel?".... muss ich das wissen  :?  oder stellt sich eher die Frage warum das Teil indiziert ist  :?
    Jugendschutz käme mir da zB in den Sinn !!!

    Und dass wie bereits gesagt Privatpersonen zensieren... schlichtweg Alltag... oder soll jeder einen nicht zugeklebten Briefumschlag öffnen dürfen ????

    Und das Netz.. das wird seit eh und jeh zensiert... ob nun von Google oder von Staaten....
    ---
    guensi... die Reichtagsbrandverordnung habe ich absichtlich nicht kommntiert... das ist mir definitiv zu weit hergeholt und abstrus im Hinblick auf die künftige Situation.
    Ich stimme da deinen Ausführungen voll und ganz zu !!! Die ach so hochgelobte Demokratie ist längst ein verkommener Traum aus den Gründungstagen der BRD unter Anwendung der Siegerjustiz, welche diese erst genehmigen musste... immer treu am Abbild des "american Way.."
    Gerade die Sarazzin-Debatte und die fehlgeschlagenen Multi-Kulti-Träume zeigen doch letztlich, in welchen Bereichen der Umgang mit demokratischen Mitteln völlig fehlgeschlagen ist - bzw garnicht durchsetzbar ist.
    Genausowenig wie einen 100%igen Kommunismus oder Sozialismus wird es auch niemals die perfekte Demokratie geben.
    Ich sehe in der BRD eher eine Demokratur... eine demokratisch selbstgewählte Diktatur -
    sind die Vertreter des Volkes erst gewählt... des Volkes Stimme nix mehr zählt...

    Gruß fred

    DokuMan

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    Antwort #21 am: 05. Januar 2011, 18:43:28
    Aus aktuellem Anlaß:
    Zitat
    Die bayrische Schwesterpartei der CDU will noch zu Beginn des jungen Jahres einen neuen Vorstoß in Sachen Vorratsdatenspeicherung wagen. Zu diesem Zweck soll im Rahmen der traditionellen Klausurtagung der CSU-Bundestagsfraktion in Wildbad Kreuth mit Experten gesprochen werden.
    Quelle: Vorratsdatenspeicherung: CSU will Vorstoß wagen

    Man will vom BayernLB-Dilemma ablenken...

    xxxxxxxxx

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    Antwort #22 am: 05. Januar 2011, 21:41:11
    Gewöhnlich wird von akribischen Datensammlern und Überwachungsfanatikern immer das Argument: "Wer nichts zu verbergen hat, ...... " ins Feld geführt. Wobei die Überwacher immer auf der Seite der Blütenweißen stehen......, sagen sie zumindest.
    Der Erfolg von Wikileaks war meiner Einsicht nach nicht was offengelegt wurde, sondern die Menge an Schweissperlen die da bei einigen sichtbar wurde.

    Wer nichts zu verbergen hat?

    So ist es eben mit "Mein" und "Dein". Der Ottonormal soll gefälligst seine Klappe halten, alle vier Jahre zu Kreuze kriechen und wie die Ratte im Laufrad seine Aufgaben erfüllen.
    Über Dinge wie Stuttgart21 würde ich gar nicht diskutieren, da es ein Thema an Rand der Bedeutungslosigkeit ist, gemessen an anderen Dingen die derzeit passieren ....

    Hier ein Viedeo in English um mal andere Sichtweisen zu sehen. Nicht das ich das alles Unterschreiben würde, was dort gesagt wird. Aber einige interessante Punkte  in jeden Fall.

    "Stealing The World With Paper 1/4"

    baustelle

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    Antwort #23 am: 06. Januar 2011, 08:54:20
    @ guensi und fred

    Dass es woanders noch schlimmer ist, oder es die perfekte Demokratie nicht gibt, kann wohl kaum die Legitimation dafür sein, tatenlos zuzusehen, wie die Machtverhältnisse in unserer Region durch den Erlass entsprechender Gesetze manipuliert werden sollen - von denen, die ganz genau wissen, dass sie sonst abk*cken, bei den nächsten Wahlen. Denn genau darum (und nur darum!) geht es: Um die Absicherung von Macht mit allen Mitteln, und das sowohl in der Politik, als auch in der Wirtschaft.

    Bin ich wirklich die einzige (nö, bin ich nicht), der zwischen dem Vorgehen damals und den heutigen Regulierungs- und Zensuranstrengungen eine verhängnisvolle Ähnlichkeit in der Systematik auffällt? Diese Systematik ist umso schärfer zu verurteilen, als sie vordergründig / angeblich etwas "Gutes" will, um genügend Befürwortung im Volk zu erreichen - für etwas, das ihm in Wahrheit den Boden unter den Füßen entziehen wird.

    Dieses systematisch angewandte Prinzip funktioniert wie folgt: man nehme ein Thema, das den Adressaten emotional stark berührt. Das sind in der heutigen Zeit und westlichen Welt leider nicht Themen wie "Freiheit", "Frieden", "Naturschutz" oder "Selbstbestimmung", sondern Angst besetzte Themen wie "Arbeitslosigkeit", "Armut", "Kriminalität", "Terrorismus". Zeitgleich suche und finde man Minderheiten, die sich als personifizierte Feindbilder eignen: Ausländer, Kinderschänder, Attentäter, Schwerkriminelle, und immer natürlich auch die politische Gegenpartei.

    Im zweiten Schritt verkünde man, dass man entschlossen ist, scharf gegen diese Bedrohung vorzugehen. Zu diesem Zweck sei es unumgänglich, neue Gesetze zu beschließen, zum Schutz der Bevölkerung. Dass diese neuen Gesetze in Wahrheit Entmündigung und Freiheitsberaubung für ALLE bedeuten, holen nur die durch, die bereit sind, sich mit der Thematik eingehender zu beschäftigen. Die breite Masse hingegen wird nachplappern, wie wichtig es sei, sich gegen Ausländer, Kinderschänder und Attentäter zu schützen.

    Achtung: in der Zwischenzeit unternehme man NICHTS, was diese Bedrohungen tatsächlich reduzieren würde - etwa, bestehende Gesetze besser zu nutzen - denn das wäre im Kampf um den eigenen Machterhalt ja kontraproduktiv.

    Diese perfide und zutiefst menschenfeindliche Manipulationssystematik möchte ich anhand eines Beispiels, das wir alle gut kennen, und das nicht so abstrakt ist wie die Themen "Vorratsdatenspeicherung" oder "Meinungsfreiheit vs. Zensur", mal demonstrieren:

    eBay sagt bzw. schreibt:

    "Antworten Sie nicht auf diese E-Mail, wenn Ihnen vorgeschlagen wird die Transaktion außerhalb von eBay abzuschließen. Ein solches Angebot verstößt gegen die eBay-Grundsätze und könnte betrügerisch sein. Im Betrugsfall können Sie dann auch weder den PayPal- noch den eBay Standard-Käuferschutz in Anspruch nehmen."

    Die Wahrheit ist:

    1. eBay ist nicht daran interessiert, den zweifellos existierenden 1-2% Betrügern auf seiner platten Form das Handwerk zu legen, solange sie kräftig an deren Machenschaften mitverdienen.

    2. Andererseits ist zuviel Vertrauen zwischen Verkäufern und Käufern geschäftsschädigend, weil man an direkten Geschäften zwischen den Beteiligten nichts verdient. Also schüre man a) die Angst vor Betrügereien, erlasse b) entsprechende Grundsätze, und verhindere c) künftig die direkte, unbeaufsichtigte Kommunikation zwischen Mitgliedern oder andere vertrauenbildende Maßnahmen.

    3. Die Alternative dazu, nämlich den eigenen Marktplatz attraktiver, sympathischer und sicherer zu machen, verwerfe man, weil solche Maßnahmen nur mittel- u. langfristig etwas bringen, nicht aber die kurzfristigen Profit- und Marktanteilsinteressen befriedigen.

    Ist die Systematik klar geworden? Hah, fast hätte ich den wichtigsten Punkt vergessen:

    4. Mitglieder, die sich öffentlich und/oder gegenüber Medien negativ über eBay oder PayPal äußern, müssen mit Sperrung ihres Kontos rechnen.

    Ich habe meinen Augen nicht getraut, als ich diesen neuen Passus in den PayPal-Nutzungsbedingungen las:

    "4.5 Keine abwertende Darstellung von PayPal als Zahlungsmethode. Wenn Sie PayPal als Zahlungsmethode anbieten, dürfen Sie PayPal gegenüber Ihren Kunden oder in anderen Veröffentlichungen nicht fehlerhaft darstellen oder in Misskredit bringen."

    Das sind Zensurbestrebungen ersten Ranges, in Verbindung mit Missbrauch der jeweiligen Quasi-Monopolstellung. Dass Anbieter ihre Kunden rauswerfen, wenn sie deren Angebot "missbrauchen", ist das eine - dass ein Unternehmen jedoch seinen Kunden den Mund verbieten will, ist eine neue Qualität von Diktaturbestrebungen - durch die Wirtschaft, die der Politik vormacht, wie es zu gehen hat.

    In Ungarn gibt es bereits erste Opfer des neuen Mediengesetzes: ein Radiosender wurde vom selbst ernannten ungarischen "Medienrat" abgemahnt, weil er einen umstrittenen, angeblich jugendgefährdenden Rap-Oldie spielte.

    Genau: unter dem Deckmäntelchen von Jugendschutz lässt sich ja auch in Deutschland trefflich Gesetzesverbiegung betreiben. Womit wir wieder bei der "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat" wären.

    [...]
    Bald wird sich auch der erste Zivilrichter finden der eine Meinungsäußerung über eine Firma als unzulässige Diffamierung einstuft und anordnet ganze Websites auf die Sperrliste zu setzen. Der Damm bricht. Und jeder Hinz und Kunz kann Sperrverfügungen erwirken gegen Websites die ihm nicht genehm sind.
    [...]

    So ist es, und "bald" ist früher, als wir denken. Websites werden gesperrt, kritische Sendungen wie "Monitor" oder "Panorama" abgesetzt, investigativer Journalismus ingesamt als "staats- oder marktfeindlich" unter Strafe gestellt. Im nächsten Schritt wird das Wahlrecht "modifiziert" und die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland "aktualisiert". Den übernächsten Schritt erspare ich uns.

    Wieder einmal scheint sich der Satz zu bewahrheiten, dass man erst dann Dinge zu schätzen weiss, wenn man sie verloren hat.

    Greets,
    Chris

    hendrik

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    Antwort #24 am: 06. Januar 2011, 11:37:57
    Heute kann jeder Informationen kinderleicht verbreiten. Wir profitieren enorm davon. Sachen die man ehemals mühsam recherchieren musste sind heute per Knopfdruck abrufbar. Die jüngeren können das gar nicht mehr begreifen. Das sind enorme Fortschritte.

    In früheren Zeiten, als es noch kein Internet gab, war es relativ leicht die Publikation von Informationen zu kontrollieren und (per Gesetz) zu unterbinden. Wer eine Botschaft hatte musste sie drucken und verteilen.

    Der, für gewisse Kreise aus Politik und Wirtschaft, Nachteil ist. Der Fluß von Informationen und Medien ist nicht mehr kontrollierbar. Paradebeispiel Wikileaks und Ableger. Fragt sich doch mal jeder selbst. Die Schrift x ist als diffamierend eingestuft und darf nicht verbreitet werden. Man bekommt Zugriff darauf. Was tut er? Ignorieren oder reinlesen und sich selbst ein Bild machen was davon zu halten ist? Hmm? Gewissensfrage. Klar. Jeder hält sich für reif genug selbst zu lesen und zu beurteilen ob das lesenswert ist.

    Wie begründet man also Sperrverfügungen gegenüber einer Bevölkerung in der jeder sich für intelligent genug hält selbst zu beurteilen was lesenswert ist und was nicht? Feindbilder müssen her. Islamisten, Terroristen, Pädophile, etc. Was kann man da noch kritisieren? Will da jemand Initiativen vereiteln die genannten Gruppen das Handwerk legen sollen? Sympathisiert er da sogar?

    Heute können wir Sachen lesen die wir früher nicht lesen konnten. Wir können kommunizieren wie wir es früher nicht konnten oder nur erschwert. Das sind Freiheiten. Freiheit hängt eng mit Verantwortung zu tun.

    Also ich finde die Freiheiten die uns die Informationstechnik bietet prima. Ich komme bestens damit klar. Die bösen Leute dieser Welt können die Zugangserschwerungen überhaupt nicht aufhalten. Websperren die ich mit wenigen Handgriffen umgehe, umgehen die allemal auch. Die einzigen die wirklich beinträchtigt werden sind einfache Bürger ohne besondere technische Kenntnisse. Die werden schön bezahlen.

    Wenn ich mir ein Handy kaufe, programmiere ich es wie es mir passt. Schulze Meier bezahlt brav im Birnen-Store wie Firma Obst es regelt. Mein Navi piepst wenn ich mich ner Blitzerfalle nähere. Schulze Meier kriegt ne Rechnung. Wenn ich mir ne CD kaufe höre ich sie im Auto aus dem Speicher. Schulze Meier brauchtn CD-Player im Auto und wechselt während der fahrt CDs. Wenn Schulze Meier am Stammtisch sich über die Verbreitung von bestimmtem Schriftgut aufregt weiß ich wovon er redet, was er nur vom hören-sagen kennt.

    Gruß
    Hen

    guensi

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    Antwort #25 am: 06. Januar 2011, 20:42:54
    Nun, dann dröseln wir doch die Grundsatzfrage mal auf. Hat der Bürger in der Demokratie wirklich nur die Pflicht alle vier oder fünf Jahre zur Wahl zu gehen und sein Kreuz zu machen?

    Oder hat er sich nicht vielmehr immer dann zu äußern, wenn er meint, dass etwas nicht nach seiner Meinung läuft? Wer hat sich denn - aktuelles Beispiel - in den 15 Jahren der Planung von Stuttgart 21 zu Wort gemeldet als es gefragt war? Die Bürgerbeteiligung ist Teil eines jeden Planungsverfahrens. Wer sich dafür nicht interessiert wenn es gilt, sondern nur hinterher mosert muss sich eigentlich nur darüber ärgern, dass er sich nicht ausreichend informiert und zur rechten Zeit entsprechend gehandelt hat. Das Schlichtungsverfahren ist deshalb schon von aussergewöhnlicher demokratischer Beschaffenheit, weil es all denen nochmal eine Platform geboten hat, ihre Meinung zu äußern, die vorher zu faul waren, was besseres zu tun hatten oder aus sonstigen Gründen nicht am Planungsprozess teilhaben wollten. Oder aber ihre Meinung wurde zur Kenntnis genommen, geprüft und verworfen. Auch das gibt es in der Demokratie.

    Denn eigentlich hat der Bürger stets die Verpflichtung, die ihm zugestellten Informationen (Amtsblätter oder wie die woanders sonst heissen mögen) zu lesen und auf die darin veröffentlichten Informtionen zu reagieren.

    Wer das nicht tut, sorry, dem sollte eingentlich nicht zu helfen sein. Nur ein Medienhype kann dieses Versäumnis korrigieren. Im Zweifel auch noch außerhalb der gesetzlichen Regelungen, denn normal wäre die Stuttgart-21-Nummer rechtlich längst gelaufen gewesen.

    Was allerdings die "Meinungsfreiheit"sowohl IRL als auch im Netz betrifft ist das eine komplett andere Geschichte, die jedoch auch national nicht geregelt werden kann. Hier gibt es für den deutschen Bürger eine einfache Regel. Alles was nicht gegen das Grundgesetz verstösst darf veröffentlicht werden, es sei denn nachfolgende Rechte (z.B. Markenrecht, Persönlichkeitsrecht, Bundesgesetze, Landesgesetzte, Verordnungen) wären davon betroffen.

    Und da sollte jede/r selbst mal nachdenken, wie sinnvoll diese Einschränkungen sind, insbesondere dann,wenn es darum geht jede/n Einzelnen betreffende Angaben zu schützen.

    Es ist und bleibt der Gang auf dem Drahtseil - wieviel Schutz meiner Daten möchte ich haben - welche Informationen aus aller Welt sollen mir zur Verfügung stehen?

    Und vor allem welche Parameter lege ich zur Beurteilung zugrunde?
    Gerade muss ich im Radio hören, nicht Homer hat die Odyssee geschrieben, sondern Lucretius. Mathematische Auswertungen belegen das scheinbar eindeutig.

    Nun, da ist über kurz oder lang zu erwarten, dass es eine Möglichkeit geben wird, mathematisch den Urheber von (Online) verbreiteter Nachrichten lokalisieren zu können.

    Das wird dann das Problem der Datenmenge aller täglich verschickter Daten noch enger eingrenzen zu können.

    Was wäre daraus zu entnehmen? Angstvoll die Klappe zu halten? Oder seine/n Mann/Frau zu stehen und die eigene  Meinung deutlich zu vertreten?

    Hier gilt aus meiner Sicht nur eines:
    Wer schweigt stimmt jeder Sauerei zu

    baustelle

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    Antwort #26 am: 08. Januar 2011, 09:13:41
    Moings guensi,

    da ich dir aus vollem Herzen in allen Punkten zustimme, nur kurz noch was Ergänzendes:

    In einer Demokratie zu leben bedeutet für den einzelnen Bürger nicht, dass es 'die Anderen schon für ihn richten werden', sondern aktives Mitgestalten, Einmischen. Absolut d'accord. Dass die träge, große Mehrheit dieser Pflicht nicht nachkommt - oder erst dann, wenn es an die eigenen Pfründe geht, aus purem Eigennutz also - ist eine demokratische Kröte, die mir auch immer wieder im Hals stecken bleibt. Das ist, neben der materialistischen, eine moralische Parallelebene von Zweiklassengesellschaft, in der die interessierte/handelnde Minderheit die desinteressierte/träge Mehrheit wie eine Art Verhängnis immer wieder vor sich selbst retten muss.

    Dennoch oder gerade deshalb hege ich Sympathie für den "Medienhype" Stuttgart21: Tatsache ist, dass während des Planfeststellungsverfahrens mehrere Tausend (ich glaube, es waren mehr als 20.000) Beschwerden eingereicht wurden - die wohl zum großen Teil den übergeordneten Profitinteressen zuliebe im Schweinsgalopp abgebügelt wurden. Erst durch den Hype sind zahlreiche davon wieder aufgetaucht und ernsthaft geprüft worden. Insofern hat der Hype durchaus Gutes bewirkt.

    Zum Datenschutz: der Schutz privater Daten (selbst der von Zeitgenossen, die ihr ganzes Leben freiwillig der Öffentlichkeit zu Füßen legen), hat allergrößte Priorität - und wird mit Sicherheit eine Riesenbaustelle für Datenschützer werden. Gestern hat ein Wirtschaftswissenschaftler vorgerechnet, dass der geplante Börsengang von Facebook und die damit einhergehende Marktkapitalisierung dieses Unternehmens nur funktionieren kann, wenn Facebook die ihnen überlassenen zig Millionen von Userdaten kommerziell nutzt. Hier bahnt sich entweder die nächste fette Blase an, die dann an der Wirklichkeit (und hoffentlich greifenden Datenschutzgesetzen) zerplatzt, oder man darf allen Facebooklern ein aufregendes Leben wünschen.

    Sämtliche Daten hingegen, die von öffentlichem Interesse sind und/oder von juristischen Personen oder gar Amtsträgern in irgendeiner Form abgesondert wurden, müssen weiterhin uneingeschränkt recherchiert und straffrei veröffentlicht werden können. Insbesondere gilt das für alle Disziplinen, die unter die Freiheitliche demokratische Grundordnung fallen, aber auch für sämtliche Mauscheleien innerhalb der Wirtschaft.

    Schönes Wochenende!
    Chris

    vsell

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    Antwort #27 am: 08. Januar 2011, 13:20:07
    Gerade "Stuss 21" zeigt aus meiner bescheidenen Sicht die Unfähigkeit des Bürgers und der Medien mit solch "demokratischen" Vorgängen umzugehen.
    Die Einen sprechen von 20.000 Projektgegnern die Anderen von gerade mal rund 6.000. Unterschriftsammlungen belaufen sich auf rund 8.000.
    Zieht man bei den Protesten noch die ganzen Berufsprotestler und Chaoten ab kommt noch weniger heraus.
    Ganz und gar fast totgeschwiegen sind die rund 5.000 Befürworter des Projektes.
    Versucht man da nun einigermassen durchzusteigen kann man grob einschätzen dass es einen Unterschied von plus/minus 2-4.000 sich in der Überzahl befindlicher Gegner des Projekts handelt.

    So in etwa die halboffizielle Lesart der Medien und Politclowns.

    Und nun betrachten wir uns mal die aktuelle Einwohnerzahl der Stadt "Stuget"...
    Stichtag ist der 30. November 2010;

    Wohnberechtigte Einwohner (Haupt- und Nebenwohnsitze)...579.683
    Einwohner mit Hauptwohnsitz 565.873

    ergibt 1.145.556 aktuelle Einwohner

    Quelle: http://www.stuttgart.de/item/show/55064

    Im Klartext: mehr als 98 % der Stuttgarter Bürger geht der Zirkus schlichtweg "am Arsch vorbei"  :silly:
    Und was seh ich in den Medien... eine Handvoll "Empörter" welche tatsächlich rufen "Wir sind das Volk"... "Wir sind Stuttgart".... :doh:

    Nein möchte man in die Glotze rufen...
    ihr seid eben nicht das Volk oder die Stadt... ihr seid nur ein verschwindend geringer Haufen an mediengepuschten Schreihälsen, welchen Dank Sommerloch, grüner Profilneurotik und und politischem Haschmisch in Hinblick auf das Szuperwahljahr 2011 ein wenig mehr Aumerksamkeit erbracht wird als sonst üblich... 10 Zeilen im Lokalteil der Stuttgarter Nachrichten.

    Wo, so stellt sich die Frage waren die Proteste in den letzte 15 Jahren ????  oooops....
    Jadoch..es gab Einwände... in der Hauptsache von grünlastigen Bürgerinitiativen.. zur Rettung diverser Vögel und Käfer, dadurch Ausführungsbehinderungen welche im Endeffekt die Kosten verteuerten... sonst aber... Null..Nix...Nitschwo...

    Ich liebe diese "Volksdemokratie" oder wie das heissen machen truuuuuuuht... :B

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